Pflege zu Hause kostet jetzt 10 000 Euro – im Monat !
Bundesarbeitsgericht: Rund-um-die-Uhr-Pflege muss 24 Stunden bezahlt werden – macht beim Mindestlohn 6840 Euro Gehalt für die Pflegekraft
Hammer-Urteil für die Pflege! Das Bundesarbeitsgericht hat geurteilt, dass ausländische Pflegekräfte in der 24-Stunden-Pflege auch für 24 Stunden am Tag bezahlt werden müssen – und zwar nach Mindestlohn.
Wer bislang über ausländische Agenturen eine Pflegekraft einstellte, musste oft nur einen Bruchteil der Stunden bezahlen. Geklagt hatte eine Bulgarin, die pro Woche 30 Stunden vergütet bekam. Ungerecht – fanden auch der Gesundheitsminister und der Arbeitsminister. Das Problem: Die Pflege zu Hause wird jetzt für die meisten unbezahlbar!
Eugen Brysch (58) von der Deutschen Stiftung Patientenschutz nennt das Urteil „überfällig und richtig“, klagt aber: „Wer eine 24-Stunden-Pflegekraft aus Osteuropa braucht, tut das aus einer Not heraus, für die nur die Bundesregierung verantwortlich ist. Dass die Minister Heil und Spahn das Urteil jetzt begrüßen, ist absurd. Sie hatten die ganze Legislaturperiode Zeit, diese Missstände zu beheben.“
Die bis zu 300 000 vom Urteil betroffenen Pflegebedürftigen müssten laut Brysch jetzt 10 000 Euro im Monat für ihre Pflege zu Hause bezahlen. Bei 24 Stunden Arbeit am Tag, 30 Tagen im Monat und einem Mindestlohn von 9,50 Euro in der Stunde liegen allein die Lohnkosten bei 6840 Euro. Hinzu kommen die Vermittlungsgebühren der Agenturen in Deutschland und Osteuropa, Material- und Nebenkosten.
Für viele der Super-GAU! Brysch fordert deshalb, dass die nächste Regierung dafür sorgt, dass die häusliche Pflege unterstützt wird wie die stationäre Pflege.
71 Prozent der Menschen in Deutschland wollen zu Hause gepflegt werden, 76 Prozent glauben, dass der Staat das zu wenig unterstützt.
„Im Pflegeheim war es schrecklich“
Für Ulrich Toldrian (64, siehe Foto oben) könnte das Urteil des Bundesarbeitsgerichts bedeuten, dass sich sein Leben massiv ändert.
Nach einem Schlaganfall vor sechs Jahren sitzt der Karlsruher im Rollstuhl, ist dringend auf eine Pflegekraft angewiesen. Die polnische Pflegerin Agnieszka Tytula (45) betreut den Frührentner inzwischen Tag und Nacht. Toldrian sagt: „Ich war am Anfang vier Monate in einem Pflegeheim. Das war einfach nur schrecklich. Nun lebe ich hier in meinem Eigenheim, habe meinen Garten und werde super betreut.“
2000 Euro bekommt Agnieszka im Monat, 30 Stunden pro Woche stehen in ihrem Vertrag.
Ob das aber so bleibt, weiß auch die Chefin vom Pflegedienst-Unternehmen „Seniocare24“, Renata Föry (47), nicht: „Mit dem neuen Gesetz muss dieser Vertrag wahrscheinlich umgestaltet werden.“
Wie teuer das wird, ist noch unklar. Aber der Frührentner befürchtet, dass er sich Agnieszka dann nicht mehr leisten kann – und wieder ins Pflegeheim muss.