Die Esa sucht Astronautinnen und Astronauten und startet ein Programm für Menschen mit Beeinträchtigung.
Zum ersten Mal seit elf Jahren sucht die Europäische Raumfahrtorganisation Esa wieder Astronautinnen und Astronauten. Interessenten können sich vom 31. März bis 28. Mai über die Website „Karriere bei der ESA“ bewerben. Ausdrücklich sollen vor allem Frauen ermutigt werden, es zu versuchen. Und zum ersten Mal überhaupt startet die Esa parallel zur Rekrutierung des künftigen Raumfahrtpersonals ein „Parastronaut Feasibility Project“, bei dem getestet werden soll, wie und unter welchen Bedingungen auch Menschen mit körperlichen Behinderungen ins All fliegen und dort arbeiten können. Man könne nicht versprechen, zu welchem Zeitpunkt genau das Realität werden könne, sagt Rüdiger Seine, Teamleiter Weltraumtraining bei der Esa. Aber es soll mit Intensität daran gearbeitet werden, auch behinderten Menschen „den Zugang zum Weltraum“ zu ermöglichen. Wobei das keineswegs gönnerhaft gemeint ist: Diese Missionen sollen auch wissenschaftlichen Nutzen bringen. Melden für dieses außergewöhnliche Pilotprojekt können sich vorerst nur Menschen mit bestimmten Behinderungen. Dazu zählen Beeinträchtigungen der unteren Gliedmaßen unterhalb des Knies und des Knöchels, extreme Längenunterschiede zwischen den Beinen und eine geringe Körpergröße unter 1,30 Meter.
Beim Auswahlverfahren für die künftigen Astronautinnen und Astronauten hofft die Esa den mageren Frauenanteil vom einem Sechstel beim letzten Mal deutlich erhöhen zu können. Joseph Aschbacher, der künftige Esa-Generaldirektor, skizziert, welche Aufgaben und Missionen auf die Raumfahrerinnen und Raumfahrer zukommen: Es sind wissenschaftliche Langzeiteinsätze auf der Internationalen Raumstation, Mondmissionen im Programm „Artemis“ mit der Nasa sowie Raumflüge unterschiedlicher Art.
Die Anforderungen für eine Bewerbung sind hoch: Vorausgesetzt wird unter anderem ein Masterabschluss in einer Naturwissenschaft, in Medizin, Informatik, Mathematik oder Ingenieurwesen, besser noch zwei Abschlüsse, gerne eine Promotion, drei Jahre Berufserfahrung, fließendes Englisch und gutes Sprechen einer weiteren Fremdsprache sowie ein medizinisches Gutachten eines Flugmediziners – unter anderem. Als besonders wichtig werden zudem soziale Kompetenz angesehen sowie die Fähigkeiten, Druck und Stress auszuhalten und Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Ein breites Interesse an den verschiedensten Themen sei wichtig, sagt Astronaut Alexander Gerst. Sonst reiche die Energie nicht, vor allem nicht in „Momenten des Zweifelns“, die es im All auch immer geben könne. Und man müsse gut man anderen Menschen zurechtkommen. Das alles sei wichtiger, „als auf einem Gebiet der Überflieger zu sein“.