Michael Tiefel ist schwerbehindert und radelt 850 Kilometer für Krebspatienten

Michael Tiefel aus Grafenwöhr bricht am 15. August zu einer 850 Kilometer langen Radtour durch Deutschland auf. Der schwerbehinderte ehemalige Bürgermeisterkandidat der SPD will so krebskranken Menschen helfen und bittet um Unterstützung.Michael Tiefel ist schwerbehindert und ein optimistischer, sportlicher Typ. Im August bricht er zu einer 850 Kilometer langen Radtour auf, um Spenden für die Krebsstation am Klinikum Weiden zu sammeln.

Michael Tiefel rührt kräftig die Werbetrommel. Am 15. August bricht der 45-jährige ehemalige Bürgermeisterkandidat der SPD zu einer 850 Kilometer langen Radtour von Deutschlands Norden zurück in die Heimat auf. In nur sechs Tagen will er diese Strecke fahren. Für die meisten Menschen wäre das eine riesige Strapaze. Für ihn als Mann mit Schwerbehinderung ist dies sogar eine noch größere Herausforderung – mental und körperlich. Diese nimmt er jedoch nicht für sich selbst auf sich.

Tiefel gibt zu seiner Radtour derzeit Interviews weit über die Region hinaus. „Ich möchte die Aufmerksamkeit für die Krebspatienten im Klinikum Weiden nutzen“, sagt der dreifache Vater. Deshalb hat er eine Spendenaktion für die Krebsstation gestartet, mit der er 5000 Euro sammeln möchte. „Ich hoffe, dass sich die Aufmerksamkeit für meine Radtour auf das Spendenkonto auswirkt.“

Motorradunfall verändert Leben

Der 45-Jährige hat mehrere Menschen in seinem Umfeld an Krebs verloren. „Man sieht als Außenstehender nicht, was diese für eine Tortur mitmachen. Ich will zeigen, dass man sehr viel erreichen kann, auch wenn man ein größeres Leiden hat.“ Der ausgebildete Polizist weiß, wovon er spricht. Er berät heute als Mentaltrainer und Life-Coach Führungskräfte und Privatpersonen zu Themen wie Stressbewältigung, Resilienz und Achtsamkeit. Geistige Stärke hat ihm aber auch selbst geholfen, schwere Krisen durchzustehen.

2001 wirft ihn ein schwerer Motorradunfall aus der Bahn und verändert sein Leben für immer. Mit ausgekugelter Schulter, angebrochenem Rücken, zertrümmerter Hüfte, offenen Trümmerbrüchen im Oberschenkel, bewegungslosem Fuß und zerschmettertem Knie sowie hohem Blutverlust liegt er auf der Intensivstation. Die Ärzte kämpfen um sein Bein – und um sein Leben. Tiefel überlebt, kann sein Bein behalten.

2010 erkrankt der Familienvater an Colitis Ulcerosa, einer chronischen und unheilbaren Dickdarmentzündung. Beides verursacht bis heute dauerhaft Schmerzen. Die Spätfolgen des Unfalls verschlimmerten sich vor eineinhalb Jahren sogar noch durch eine Operation am Rücken. „Ich habe seitdem jeden Tag Schmerzen.“ Mentales Training hilft dem Grafenwöhrer, mit diesen umzugehen. Doch wie motiviert er sich vor diesem Hintergrund für eine so lange Tour mit dem Fahrrad?

„Möchte Fußstapfen hinterlassen“

„Ich möchte im Leben Fußstapfen hinterlassen, etwas Gutes bewirken. Das war schon immer so. Die Größte Motivation sind die Krebspatienten und die Gedanken: Warum mache ich das, wofür soll es gut sein?“ Die Idee für seine Radtour kam Tiefel erst vor wenigen Wochen. Seitdem fahre er „ein bisschen mehr“ Rad, erzählt er, denn er sei es eigentlich überhaupt nicht gewohnt, lange Strecken zu fahren. Sportlich war und ist der 45-Jährige allerdings durchaus. Er hat Polizisten, Sportler und andere Trainer trainiert. „Durch die Verletzung konnte ich nicht mehr so trainieren wie früher. Aber von ganz alleine und von jetzt auf gleich könnte man so eine Tour sicher nicht machen.“ Er fahre bei gutem und schlechtem Wetter, bei Hitze und Regen, um alle Situationen schon im Kopf zu haben, wenn es losgeht.

Unterwegs will Michael Tiefel campen. „Ich möchte nicht den Luxus eines Hotels haben.“ Das würde nicht zum Sinn seiner Tour passen, findet er. Er wolle bewusst verzichten, weil das Leben nun einmal nicht immer einfach sei. Dennoch könne man viel bewirken. „Das ist mir ernst und wichtig.“

Die größte Herausforderung sei seine durch Stress verursachte Darmerkrankung. „Die Tour ist ja auch ein Riesenstress. Aber ich habe keine Angst. Ich denke, ich kriege das hin. Wenn ich es geschafft habe, werde ich diese Erfahrung weitergeben können.

Die Haltepunkte auf der Radtour von Michael Tiefel

850 Kilometer von Flensburg nach Grafenwöhr in sechs Tagen, so lautet der Plan von Michael Tiefel. Das sind durchschnittlich gut 140 Kilometer pro Tag auf dem Rad. Sein Gepäck nimmt er auf seinem Gravel Bike mit, übernachten wird er im Zelt auf Campingplätzen oder in der freien Natur. An manchen Haltepunkten wird er Vorträge halten. So sieht Tiefels Plan aus:

  • 15. August: Fahrt mit dem Zug nach Flensburg
  • 16. August: Flensburg – Lübeck
  • 17. August: Lübeck – Perleberg
  • 18. August: Perleberg – Berlin
  • 19. August: Berlin – Löbnitz
  • 20. August: Löbnitz – Pöhl
  • 21. August: Pöhl – Grafenwöhr

Zur Spendenaktion von Michael Tiefel für die Krebsstation am Klinikum Weiden