Schwerkranke geflüchtete Kinder aus Griechenland angekommen: Aufnahme kann nur der Anfang sein

Save the Children Deutschland e.V.

Save the Children befürwortet den am heutigen Freitag erfolgten ersten Transfer eines Teils der 243 geflüchteten Kinder mit schweren körperlichen oder geistigen Erkrankungen von den griechischen Inseln. Deutschland hatte sich in der sogenannten „Koalition der Willigen“ dazu verpflichtet. Insgesamt 1600 Kinder sollen durch diese Vereinbarung aus Griechenland auf andere Länder verteilt werden. Aus Sicht der Kinderrechtsorganisation kann es damit aber nicht getan sein. Weitere Zusagen für mehr Kinder sind dringend erforderlich. Die ankommenden Kinder bedürfen außerdem einer besonders intensiven medizinischen und psychosozialen Betreuung.

„Wir sind sehr erleichtert, dass diese Kinder nun endlich die unzumutbaren humanitären Bedingungen auf den Inseln verlassen konnten. Alle brauchen dringend adäquate medizinische Betreuung. Das gelingt nur, wenn die aufnehmenden Bundesländer ausreichend vorgesorgt haben. Eine fachärztliche Behandlung der Kinder, auch bei psychischer Erkrankung, angemessene Sprachmittlung und die Anbindung an eine Asylverfahrensberatung sind unabdingbar. Zudem ist die Unterbringung in Sammelunterkünften gerade während einer Pandemie keine adäquate Lösung für die erkrankten Kinder und ihre Familien. Diese Menschen müssen in separaten Wohneinheiten untergebracht werden“, fordert Sophia Eckert, Migrations- und Rechtsexpertin bei Save the Children.

Die Minderjährigen und ihre Familien, die heute in Kassel gelandet sind, stammen aus Afghanistan, Irak, den Palästinensischen Gebieten, Somalia und Syrien – allesamt für Kinder extrem gefährliche Länder. Sie leiden unter schweren, größtenteils chronischen körperlichen, geistigen oder psychischen Erkrankungen, Epilepsie, Herzfehlern, Asthma, geistiger Behinderung oder Angststörungen. Bis Anfang September sollen alle 243 Kinder und ihre Familien, insgesamt 928 Personen, in Deutschland ankommen und ein ergebnisoffenes Asylverfahren durchlaufen.

Rund 13.000 Mädchen und Jungen leben insgesamt noch in griechischen Camps unter teils inhumanen Bedingungen in Obdachlosigkeit, leiden unter Ausbeutung und erleben Gewalt. Auch Schutz gegen COVID-19, Quarantänemaßnahmen und Hygienepläne sind nicht durchsetzbar. Innerhalb der sogenannten „Koalition der Willigen“ haben sich neben Deutschland 11 weitere Mitgliedsstaaten der EU (Luxemburg, Irland, Portugal, Finnland, Frankreich, Belgien, Litauen, Slowenien, Bulgarien und Kroatien) sowie Norwegen und Serbien zur Aufnahme von Kindern aus Griechenland bereit erklärt.

„Allein in der – größtenteils aus EU-Ländern bestehenden – „Koalition der Willigen“ leben rund 211 Millionen Menschen. 1600 Kinder auf sie zu verteilen, das kann nur der Anfang sein. Diese Kinder leben auf europäischem Boden, sie verdienen die Einhaltung der Standards, denen wir uns nach der Kinderrechtskonvention verpflichtet haben. Die Bundesländer haben bereits Aufnahmebereitschaft für 2100 Personen bekundet. Seitens des Bundes diese Zusagen umzusetzen wäre nun das Gebot der Stunde“, betont Eckert.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 110 Ländern im Einsatz. Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen – seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.